BR 65 | 39650 Tuning Decoderträger-Platine - schaltbare Zugbeleuchtung
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Wer wie ich, seine BR65 [39650] mit einem Wagenset verbinden möchte, dessen Innenbeleuchtung über den Lok-Decoder geschaltet wird oder werden soll, ist wahrscheinlich enttäuscht, dass das Modell diese Möglichkeit nicht werkseitig besitzt. Wer aber die verwendete Decoderträger-Platine genauer betrachtet, erkennt schnell, dass dort noch jede Menge unbestückte Löt-PADS vorhanden sind, deren Systematik aber nicht gleich erkennbar sind.
Es scheint aber so, dass Märklin mit dem Modell in zukünftigen Varianten noch einiges vor hat, oder sich zumindest die Optionen der dazu notwendigen Bauteile-Bestückung gleich mit in das Platinen-Layout hineinkonstruiert hat. Hier wurde also mal etwas in die Zukunft investiert.????
Vorüberlegungen
Beim genaueren Studium der Platine, und dem Vergleich mit z. B. anderen Modellen, lässt sich aber so einiges herauslesen. So gibt es u.a. freie PADs für eine Steuerung-/Schutzschaltung von Telex-Kupplungen. Auch die Ansteuerung einer schaltbaren el. Kupplung zur decodergesteuerten Wagonbeleuchtung (vorne/hinten) ist wohl vorgesehen.
Interessant dabei ist aber, dass es sich um eine voll elektronische Variante handelt, die ohne das in Bastlerkreisen oft benutzte Relais auskommt, dass die Schleiferspannung auf die Kupplung gibt.
Da die Lok aufgrund ihrer kompakten Konstruktion im Tender aber kaum mehr Platz besitzt, ist man hier auf die von Märklin gewählte elektronische Lösung angewiesen.
Die dazu benötigten Bauteile sind von anderen Lokomotiven mit ähnlicher, werksseitiger Funktion (z.B. der V80/BR280 [36083]) bekannt und müssen halt nur nachbestückt werden.
Der Umbau
In diesem Beitrag wird nun im Folgenden der Einbau einer Zugbeleuchtung mittels el. leitenden 1-pol. Kupplungen beschrieben.
Einschränkung
Da es nur einen frei verfügbaren Funktionsausgang gibt - die anderen werden bereits für die werksseitig eingebauten Funktionen genutzt - muss man sich also genau für seinen persönlichen Einsatzzweck entscheiden.
Ggf. kann man aber die Dampffunktion dazu missbrauchen, mehrere Funktionen schaltbar zu machen. Dazu ist es dann aber sinnvoll, den Rauchsatz auszubauen.
Zugbeleuchtung einbauen
Um die Zugbeleuchtung von angehängten Wagen per Decoder-Funktion schaltbar zu machen, müssen auf der Platine einige Bauteile nachbestückt werden und verlötet werden. Zusätzlich muss natürlich auch das Wagenset für die Steuerung der Innenbeleuchtung ausgestattet sein oder werden.
Was wird benötigt ?
- OptoRelais mit AC-fähigem Ausgang (dient als Ersatz für das sonst übliche Relais)
- einen Schutzwiderstand 2,7 ... 4,7k für den Eingang des Optorelais.
- einen Varistor zum Überspannungsschutz
- eine/zwei stromf. Kurzkupplungen (Märklin / RTS)
- etwas Kabel (dünne Decoderlitze)
- ein/zwei Blechstreifen (0,1mm dick)
Material: Neusilber / Phosphorbronze(härter) bzw. Kupferblech tut's auch
Nachbestücken der Platine
Auf den folgenden Bildern sind die Positionen der Bauteile angegeben.
Wenn man mit der Maus über das rechte Bild geht, sieht man die neuen Bauteile. Ein Klick zeigt die jeweilige, nachbestückte Platine im größeren Format.
Voraussetzungen
Da es sich hier um SMD-Bauteile handelt, sollte natürlich das Wissen um den Umgang damit und die Technik des Verlötens solcher Teile bekannt sein. Man benötigt ferner die entsprechenden Werkzeuge wie: Pinzette, Feinlötkolben mit dünner Lötspitze, dünnes SMD-Lötzinn, eine Kopflupe, etc. Das Bestücken selbst ist dann eigentlich relativ einfach.
Oberseite
Hier wird das elektronische Relais und der Varistor aufgelötet. Ebenso stehen dann auch die beiden Anschluss-PADs für die Kupplung (vorne/hinten) zur Verfügung.
Bauteil | SMD-Bauform | Typ | Aufdruck | Wert |
PhotoMOS-Relais | SOP4-Small | AQY212S | 212 | 60V, 0,5A |
Varistor | 1206 / 0805 | - | min. 30 ... 40V |
In der Bildvergrößerung ist das deutlicher zu erkennen.
Unterseite
Hier wird noch ein SMD-Widerstand und die elektronische, selbstrückstellende Sicherung aufgelötet.
Bauteil | SMD-Bauform | Aufdruck | Wert |
Widerstand | 0603 | 272 ... 472 | 2,7 ... 4,7 kOhm |
Sicherung | 1206 | C | max. 0,5 A |
In der Bildvergrößerung ist das deutlicher zu erkennen.
Löthinweise
Man fixiert dazu das Bauteil mittels einer Pinzette und eines Lötkolbens mit sehr feiner Spitze an einem PAD, das zuvor mit etwas Lötzinn benetzt wurde.
Nach dem weiteren Ausrichten können dann die anderen PINs ebenfalls verlötet werden.
Einbau der Kupplung(en)
Nach dem Verlöten der Bauteile kann man das Kupplungssignal für hinten an je einem Löt-PAD auf der Platinenoberseite abgreifen. Für die vordere Kupplung kann man sogar - dank einer werkseitigen Vorverdrahtung - das Signal auf der vorderen Verteilplatine in der Lok abgreifen. Das Bild zeigt die entsprechende Stelle oben links.
Kupplung einrichten
Die Kupplung selbst wird einfach in die NEM-Schächte gesteckt. Zuvor muss man sich aber darüber klar werden, wie diese Montage erfolgen soll.
fester Einbau
In diesem Fall wird die Kupplung fest in den NEM-Schacht eingebaut. Sie ist später nur durch Lösen der Kabelverbindung wieder ausbaubar.
Die Kupplung wird an der hinteren Zunge mit dem Anschlußdraht versehen. Diese Konstruktion wird dann in die NEM-Schachtaufnahme gesteckt und der Draht wird intern zum Anschluß-PAD geführt und verlötet.
flexibler Einbau
Hierbei bleibt die Kupplung austauschbar. Sie kann später ohne Zerlegung der Lokomotive und Ablöten von Anschlussleitungen wieder gegen die Standard-Kupplung gewechselt werden. Es werden zwei Blechstreifen benötigt, die als Kontaktblech im NEM-Schacht verbaut werden. Diese sollten aus Neusilber-/ oder Phosphorbronze-Blech (0,1 mm Dicke) geschnitten werden. Es tut aber auch ein entsprechend dünnes Stück Kupferblech.
Vorbereitungen
Am Blechende wird zunächst etwas Lötzinn aufgetragen und dann kann dort ein dünnes Stück Decoderlitze angelötet werden. Das Ganze wird dann noch mit etwas Schrumpfschlauch (d=1mm) fixiert und isoliert.
Ich habe hier allerdings schwarze Litze verwendet. Mit dieser Farbe fällt das Kabel später kaum auf.
Verdrahtung vorne
- Zunächst wird der federende Rauchsatzkontakt entfernt - einfach vorsichtig nach oben abnehmen.
Aber bitte aufpassen, in der Kunststoffhülle befindet sich eine Druckfeder, die schnell mal gerne das Weite sucht.
- Jetzt wird die Abdeckung der vorderen Pufferbohle abgebaut. Diese ist gesteckt auf dem Fahrwerksträger montiert und kann somit an der vorderen Kante leicht abgehebelt werden.
- Damit sie aber ganz herauskommt, muss noch zusätzlich die kleine rot durchbrochene vordere Stütze für die darüber sitzende Motor/Platinenwanne ausgebaut werden. Nach leichtem Anhebeln der vorderen Wanne, kann auch die Stütze abgenommen werden.
- Nun wird das Federblech vorne mit einer Zange um ca. 1 ... 1,5 mm um 90° umgebogen und in den NEM-Schacht eingesetzt. Dieses muss mit der umgeknickten Kante oben im Schacht sitzen. Dann kann später die Kupplung das Blech oben im Schacht fixieren.
- Jetzt wird zunächst das Anschlußkabel von vorne auf der Kupplungsoberseite so unter die Lichtplatine geschoben, dass das Ende aus der Öffnung hinter dem Rauchsatzkontakt herausragt.
Ggf. muss - wegen der Enge - hier mit einer Lupe und sehr spitzer Pinzette gearbeitet werden.
- Nun wird das Kabel weiter durch die hintere Luftkessel-Öffnung, in dem auch schon die anderen Kabel verlaufen, nach oben geschoben.
- Jetzt kann das Kabel zur vorderen Verteilplatine geführt werden. Dort wird es an dem entsprechendem PAD verlötet. In der Bildvergrößerung ist das deutlicher zu erkennen.
Verdrahtung hinten
- Dazu wird zunächst die Decoderträgerplatine gelöst und zur Seite geklappt.
- Desweiteren können wir änhlich vorgehen wie vorne. Das Federblech mit dem Kabel wird wieder in den NEM-Schacht eingeführt und so fixiert, dass er wieder oben zu sitzen kommt.
- Danach wird der Draht durch den langen Schlitz hochgeführt und unter dem Decoder hindurch gelegt.
- Auf der Oberseite kann er anschließend an das vorgesehene PAD im hinteren Bereich der Platine verlötet werden.
Einbau der neuen Kupplung vorne/hinten
In den so vorbereiteten Kupplungsschacht kann nun die stromf. Kupplung eingesetzt werden, dabei erfolgt die Kontaktierung mit dem eingesetzten Kontaktblech über die Blechlasche der Kupplung .
Beim Einsetzen einer anderen Standardkupplung bleibt zwar das Kontaktblech zurück, aber durch die Kunststoff-Rastnasen der Kupplung erfolgt keine Kontaktierung, weil Kunststoff ja bekanntlich isoliert.
Funktion-Mapping anpassen
Wenn alles verbaut ist, sollte man vor dem Verschließen der Lok zunächst testen, ob alles funktioniert. Die Anpassung des Funktion-Mappings ist notwendig, weil der AUX3 Ausgang in der werkseitigen Konfiguration nicht verwendet wird.
Schnelltest
Am schnellsten geht der Test, wenn man eine CS2/CS3 (Da diese Lok einen mSD3-Decoder besitzt, kann die ECOS leider nicht mehr verwendet werden.) sein Eigen nennen kann. Dann kann man mal eben schnell, den Ausgang3 zusätzlich auf den Rauchsatz mappen und den Test durchführen.
Dazu ist es zusätzlich notwendig, das ein beleuchteter Wagen angekuppelt wird. Ist alles ok, dann lässt sich die Innenbeleuchtung des Wagens nun über die Funktion F1 (Rauchsatz) testweise schalten.
Ist alles ok, kann die Zuordnung von AUX3 zu F1 wieder aufgehoben werden.
Endgültiges Mapping einrichten
Vorüberlegungen
Um nun eine dauerhafte Zuordnung der Innenbeleuchtung zu einer Funktionstaste vorzunehen, müssen wir uns zunächst überlegen, welche andere Funktion denn dafür "geopfert" werden muss. Märklin hat nämlich alle 31-Funktionen des Decoders werkseitig mit mehr oder weniger sinnvollen Dingen belegt.
Gleichzeitig ist es ggf. auch wichtig, dass die neue Funktion vielleicht auf Funktionstasten im unteren Bereich F1-F8 angesiedelt wird. Das hat den Vorteil, dass die Funktion auch auf einfacheren Steuergeräten MS2 schnell und einfach zu erreichen ist.
Wenn ich mir dann dazu die Funktionsbelegung auf der Seite 7 im Betriebshandbuch ansehe, fällt mir fast nur ein, die ABV auf der Funktionstaste F4 "zu missbrauchen". Diese Funktion wird fast kaum benötigt und es kann sogar darauf leicht verzichtet werden.
Alternativ kann für die ABV ersatzweise die Funktion F16 verwendet werden. Der werkseitig darauf gemappte "Rangiergang" ist auch verzichtbar, zumal er über die Funktion F13 in Kombination mit dem Rangierlicht immer noch zur Verfügung steht.
Das Mapping im Einzelnen
Um die neue Hardware nun auch vom Decoder ansteuern zu können, muss die Zuordnung des Schaltausgangs zu einer Funktionstaste und das mfx-Symbol noch eingestellt werden.
- Voraussetzungen
Dazu wird ein geeignetes mfx-Steuergerät (CS2/CS3) benötigt. Durch die grafische Oberfläche der genannten Geräte wird die Programmierung deutlich erleichtet.
Wenn man nur eine Märklin MS2 besitzt, kann man auch mit dieser etwas tun, vorausgesetzt der Decoder versteht das DCC-Protokoll. Das ist bei den älteren mfx-Decodern leider nicht der Fall. Erst ab den mLD-/ mSD-Nachrüstdecodern der zweiten Generation und den mLD3| mSD3 Decodern hat Märklin auch das DCC-Protokoll mit eingebaut. Ja, genau dieses Protokoll ist notwendig um an die umfangreichen CVs heranzukommen.
Es reicht leider keine Intellibox und auch keine 6021. - Symbol-Mapping
Damit wird das Funktions-Symbol festgelegt, dass auf dem Bildschirm der Steuerzentrale bei der Funktionstaste angezeigt werden soll.
- Funktion-Mapping
Dies legt die Zuordnung einer Funktionstaste zum Schaltausgang fest.
Die hier verwendete Zuglicht-Funktion wird somit wie folgt gemappt:
- Funktionstaste: F4
- Ausgang: AUX3
- Symbol: el. Kupplung
Für die genaue Abfolge der notwendigen Schritte lesen sie bitte die Betriebsanleitung zu ihrem mfx-Steuergerät.
Videos
Video mit geschlossenen Fahrzeugen | Video mit geöffneten Fahrzeugen |
Fazit
Nach diesem Umbau lässt sich nun - ein passend aufbereitetes Wagenset vorausgesetzt - die Innenbeleuchtung des Zug über den früher ungenutzten Decoder-Ausgang steuern.
Für die Anpassung des zur Lok ebenfalls angebotenen Wagensets 42175 gibt es einen eigenen Beitrag.
Ich denke, das ist eine ganz entscheidene Verbesserung, die bei manchen Kombinationen den Beleuchtungs-Dauerbetrieb vermeidet und den Betrieb deuutlich realistischer macht.
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- Zuletzt aktualisiert: Samstag, 16. Januar 2021 19:03